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Posted 08/11/14
Blood Swept Lands and Seas of Red
Im Juli 2014 wurde die erste Keramik-Mohnblume im Festungsgraben um den Tower of London „gepflanzt“, die letzte kommt am 11. November hinzu, dem „Remembrance Day“, an dem 1918 der Erste Weltkrieg zu Ende ging und an dem jedes Jahr in ganz Großbritannien der Toten aus Kriegen und anderen Konflikten gedacht wird.
Bis dahin werden mehr als vier Millionen Menschen die Installation am Tower besucht haben, die an den hundertsten Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs erinnern soll. Unter dem Titel „Blood Swept Lands and Seas of Red“ (Blutüberströmtes Land und ein Meer aus Rot) wird die überwältigende Anzahl von 888.246 Mohnblumen um den Tower herum platziert, eine für jeden Soldaten aus Großbritannien und den Commonwealth-Ländern, die in diesem Krieg ums Leben kamen.
Seit der Veröffentlichung des Gedichts „In Flanders Fields“, in dem der Autor durch den rot blühenden Klatschmohn auf den Feldern von Flandern an das vergossene Blut der Gefallenen erinnert wird, dient diese Blume in Großbritannien als Symbol für das Gedenken an die Kriegstoten.
Hunderttausende von Menschen haben bereits eine dieser Keramikblumen zum Preis von 25 Pfund erstanden, wobei der Erlös sechs verschiedenen Wohltätigkeitseinrichtungen zugute kommt, die Unterstützung für Militärangehörige, Veteranen und deren Familien bieten. Nach dem Abbau der Installation werden die Mohnblumen an die einzelnen Käufer versendet, und die Nachfrage war so groß, dass alle verkauft wurden.
„Blood Swept Lands and Seas of Red“ des Keramikkünstlers Paul Cummins hat viele Menschen so sehr berührt, dass Forderungen aufkamen, die Mohnblumen über einen längeren Zeitraum am Tower zu belassen.
Ursprünglich war geplant, die Installation nach dem Gedenktag des Ende des Ersten Weltkriegs wieder abzubauen. Unter anderem hat sich der Londoner Oberbürgermeister Boris Johnson dafür eingesetzt, die Aktion zu verlängern. Tausende haben außerdem eine Petition im Internet unterzeichnet, dass die Mohnblumen an Ort und Stelle bleiben sollen. Niemand hatte erwartet, dass das Projekt ein solcher Publikumsrenner würde.
Die Zeit, in der die Installation täglich per Flutlicht beleuchtet wird, musste sogar verlängert werden damit mehr Menschen die Gelegenheit haben, sich das Blumenmeer anzusehen.
Die Segmente „Weinendes Fenster“ und die „Welle“ werden später auf einer Tour durch Großbritannien zu bewundern sein.
Die „Welle“ ist eine Stahlkonstruktion aus Mohnblumen, die den Eingang des Towers umgibt, während aus dem „Weinenden Fenster“ ein Strom von Keramikblumen aus einem oberen Fenster des Towers zu fallen scheint.
Laut dem Veteranenverband Royal British Legion sollten durch den Verkauf der Blumen rund 15 Millionen Pfund für gute Zwecke zusammenkommen, und Schatzkanzler George Osborne hat inzwischen einen Erlass der Mehrwertsteuer auf diese Verkäufe bekannt gegeben.
Trotz wiederholter Forderungen, die Installation auch über den 12. November hinaus beizubehalten, will die Organisation Historic Royal Palaces daran festhalten, die Mohnblumen nach diesem Datum an ihre neuen Besitzer zu versenden.
Auch Mr Cummins hatte die Installation nie als permanent geplant, da ein Gedanke hinter dem Projekt die Vergänglichkeit des Menschen war. „Die Mohnblumen sollten nicht für ewig bleiben, weil auch der Mensch nicht ewig lange lebt“, so der Künstler. „Es wäre zwar schön, sie dort zu belassen, aber sie gehören inzwischen nicht mehr mir, sondern der ganzen Welt.“
Das ständig wachsende Meer von Keramikblumen wurde in Wellenform im Graben um den Tower of London angeordnet. „Die Ränder des Grabens werden erst ganz am Ende, also am 11. November, mit Blumen ausgefüllt.“
Zu diesem Zeitpunkt wird das Bravourstück der Installation enthüllt, und zwar aus Vogelperspektive: der altehrwürdige, von William dem Eroberer errichtete White Tower ist dann von einem Meer aus blutroten Mohnblumen umgeben, und das runde schwarze Dach des Gebäudes wird von oben wie das Herzstück der größten und dramatischsten Mohnblume der Welt aussehen.
Der britische Premierminister sagte, dass „die Installation sich innerhalb kürzester Zeit zu einem von der Öffentlichkeit viel geliebten und respektierten Mahnmal entwickelt hat.“ Mr Cameron gab weiterhin die Absicht der Regierung bekannt, so vielen Menschen wie möglich die Chance zu bieten, die Mohnblumen anzusehen. Das Wellensegment soll nun bis zum Monatsende an Ort und Stelle bleiben, bevor es bis 2018 auf Tour durch Großbritannien geht.
„Da Teile der Installation im ganzen Land und schließlich im Imperial War Museum ausgestellt werden, konnten wir sicherstellen, dass dieses ergreifende Mahnmal für die ganze Nation bewahrt wird“, so Cameron.