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Posted 08.2.13
Machen Städtepartnerschaften Sinn?
Die Hinweisschilder sind im ganzen Land zu sehen: Warum besuchen Sie nicht einmal Ihre Partnerstadt? Es könnte der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft sein.
Selbst wenn Sie neugierig sind, was Städtepartnerschaft eigentlich bedeutet, ist es aber sehr wahrscheinlich, dass Sie noch nie in der mit Ihrer Heimatstadt verschwisterten Region waren. Und die Menschen dort noch nie näher kennengelernt haben. Und überhaupt nichts über die interessanten Orte auf den Schildern im ganzen Land wissen.
Städteparterschaften wurden offiziell in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg als Hilfe zum Aufbau guter Beziehungen eingerichtet. Die Idee war ganz einfach: Die Partnerschaften sollten nach dem Krieg der Versöhnung zwischen Frankreich, Deutschland und Großbritannien dienen. Häufig wurden die Städte, die besonders unter dem Krieg gelitten hatten, mit Städten in einem der anderen Länder verschwistert. Die Menschen aus den beiden Regionen wurden dann ermutigt, sich zu treffen und näher kennenzulernen.
Daher sind Städtepartnerschaften im Kern eine gute und wichtige Sache.
Ich bin von der Idee der Städtepartnerschaft (in Frankreich „jumelage“) fasziniert. Diese Faszination begann vor einem Jahr, als ich Hörstel in Deutschland besuchte, die Partnerstadt meiner Heimatstadt Waltham Abbey.
Das Schild war mir schon vor Jahren aufgefallen. Schon als Schüler hätte ich die Möglichkeit zu einem Besuch gehabt. Aber ich habe mich genauso wie viele andere Leute verhalten – ich war zwar in gewisser Weise neugierig, aber nicht neugierig genug, um die Reise über den Ärmelkanal anzutreten. Ein wirkliches Bedürfnis war es mir nie. Bis Norma, eine resolute ältere Dame, die den Städtepartnerschaftsverein leitet, mich anders bewogen hat.
In nur drei Tagen besuchte ich die Ortschaften, die die Stadt Hörstel ausmachen, radelte durch Bevergern, spielte Basketball mit deutschen Teenagern, aß rohes Schweinemett, besuchte eine spektakuläre Mitternachtskirmes und nahm gemeinsam mit Menschen aus Deutschland, Polen und Italien ein Raclette zu mir.
Einfach war es zunächst aber nicht. Es ist ja nie einfach, die eigenen Nachbarn kennenzulernen. Besonders, wenn man in Großbritannien lebt – die europäischen Nachbarn sprechen fast immer eine andere Sprache, haben andere Essgewohnheiten und leben in einer anderen Kultur. Manchmal ist das Wetter kalt und nass. Und manchmal muss man wirklich über den eigenen Schatten springen.
Warum also das Ganze? Was ist der Sinn von Städtepartnerschaften? Schließlich kann heutzutage so gut wie jeder günstig in ganz Europa reisen. Der Grund ist dieser: Städtepartnerschaften sind eine Beziehung. Eine langfristige Beziehung, die über Jahre hinweg wächst und sich weiterentwickelt. Bei einer guten Städtepartnerschaft stehen die Menschen im Vordergrund.
Sie können dadurch neue Erfahrungen machen und neue Freundschaften schließen. Es wirkt sich positiv auf unser gesamtes Umfeld aus, wenn wir andere Menschen treffen und sie verstehen lernen.
Diese Beziehung besteht zwischen Ihnen und den Menschen in Ihrer Partnerstadt – nicht zwischen Stadtverordneten und Komitees. Es liegt ganz an Ihnen, wie Sie diese Freundschaft ausbauen. Dazu brauchen Sie einfach nur etwas von der Energie, die Norma versprüht. Bringen Sie sich ein, und bewegen Sie etwas!
Sie und Ihre Partnerstadt haben eine gemeinsame Geschichte, sozusagen die gleiche DNA. Partnerstädte bestehen aus einem Grund, und dieser Grund ist durch und durch positiv. Besuchen Sie daher Ihre Partnerstadt – Sie werden es nicht bereuen. Setzen Sie sich einfach mit der „Norma“ in Ihrem Städtepartnerschaftsverein in Verbindung, und lassen Sie sich auf dieses Abenteuer ein.
http://www.staedtepartner-gmuend.de
Die Hinweisschilder sind im ganzen Land zu sehen: Warum besuchen Sie nicht einmal Ihre Partnerstadt? Es könnte der Beginn einer ganz besonderen Freundschaft sein.
Courtesy of Rob Self-Pierson
Guardian
Photo: 'Welcome to Barnsley' © Copyright Richard Spencer and licensed for reuse under this Creative Commons Licence
Translation: Karin Brentnall